TANJA EBERLE
Spirituelle Philosophin
&
Expertin im Lebensbereich Sterben und Tod
TANJA EBERLE
Spirituelle Philosophin
Expertin im Lebensbereich Sterben und Tod
Wer bin ich?
Woher komme ich und wohin gehe ich?
Wie entsteht ein ICH/EGO ? Was denke ich den ganzen Tag über? Welchen Sinn hat mein Leben hier auf Erden? Gibt es überhaupt einen Sinn? Gibt es einen Gott? Was verbindet uns alle Menschen? Kann ich Gedanken lesen, wenn ich mein Menschsein
verstanden habe und es auf andere übertrage? Was bedeutet Spiritualität?
Diese Fragen und weitere stellt sich wohl jeder Mensch irgendwann mal in seinem/ihrem Leben.
Meine Leidenschaft ist es, spirituell-philosophische Texte zu schreiben, welche durch schonungslose Selbsterkenntnis Antworten auf der tiefsten Ebene des Menschseins finden.
Auszug aus meinen Manuskripten:
Hi, ich bin Tanja und war lange Zeit auf der Suche nach dem Lebenssinn. Heute bin ich 49 Jahre alt, eine berufserfahrene Krankenschwester und Sterbebegleiterin, Mutter eines 8- jährigen Sohnes, alleinerziehend, gelassen, ordentlich chaotisch, selbstkritisch, humorvoll, nachdenklich und dankbar.
Zusammengefasst: eine spirituelle Philosophin die ihre Suche nach dem Lebenssinn aufgegeben hat.
Klingt auf den ersten Moment ziemlich depressiv. Mag schon sein. Ich versuch es trotzdem dir zu erklären, weshalb es für mich keinen Sinn mehr macht nach dem Sinn zu suchen.
Schon als Kind wuchs in mir der Wunsch zu verstehen, wie das Universum aufgebaut ist. So fragte ich mich immer wieder, wer dies alles erschaffen hat, woher ich komme, was ich hier eigentlich tue und wer ich überhaupt bin. Besonders fasziniert war ich vom Tod. Na ja, das klingt jetzt wieder irgendwie nach einer Depression. Mag schon sein. Nun, es hielt mich jedenfalls nicht davon ab, in die tiefsten Untergründe zu tauchen. Ich stellte mir jeweils als Kind vor, dass das Weltall da draussen nichts weiter war als eine Schuhschachtel. Öffnete ich den Deckel und schaute hinein, erkannte ich all die Planeten und die Erde. Also mit viel Fantasie bringt das dein Gehirn schon fertig. Meines tat es jedenfalls. Ich hatte meine Erklärungen in der Schuhschachtel gefunden. Wir waren also alle da drinnen und konnten von der Aussenwelt ausserhalb dieser Schuhschachtel eine weitere Welt gar nicht wahrnehmen. Weil wir eben in dieser Schuhschachtel lebten. Ich malte mir dann aus, dass wenn ich sterben würde, ich erst dann nach dem Tod die Welt ausserhalb der Schuhschachtel sehen konnte. Hätte ich meine Theorie damals als 8- jähriges Kind kundgetan so hätte man bestimmt in der Schule einen psychologischen Test mit mir durchgeführt und irgendein Kindheitstrauma diagnostiziert.
Ich hatte Glück und blieb verschont.
Unser Dorfpfarrer war da anderer Meinung als ich. Für ihn gab es einen Gott, Jesus und Maria, Sünden, den Teufel, Beichten und Gebete. Für ihn gab es keine Schuhschachtel. Damals in meiner Kindheit war es so, dass wenn man nicht brav war, dann hatte man seine Sünden zu beichten. In einem klassischen düsteren Beichtstuhl sitzend, in einem Kloster, geführt von Kapuzinern. Kannst du dir vorstellen, was ein 8 –jähriges Kind schon in diesem Alter so alles an Sünden ansammelt? Ja, das ist eine ganze Menge. Zum Beispiel: Den eigenen Bruder ärgern, Mutter nicht immer beim Tellertrocknen geholfen zu haben…. Äh ja. Das war es dann. Damit der Dorfpfarrer mit meinen Sünden zufrieden war und mir als Erlösung 2 Vater unser Gebete in Auftrag geben konnte, dichtete ich einfach noch ein paar Sünden dazu. Ich wollte ja, dass der Dorfpfarrer stolz auf mich war. Ich gebe es zu. Es war schwierig die Erwartungen des Dorfpfarrers hinsichtlich der Sünden zu erfüllen. Man konnte mir jedoch nicht den Vorwurf machen, dass ich es nicht versucht hatte.
Eines Tages im Religionsunterricht kam es dann wie es kommen musste. Der Dorfpfarrer stellte einen Stuhl in die Mitte des Klassenzimmers, schaute sich um und blieb mit seinem Blick auf mir haften. « Oh oh», dachte ich für mich.Hab ich jetzt doch zu wenig Sünden aufgezählt? "Tanja, komm bitte mal nach vorne und setz dich auf diesen Stuhl.» Ich stand zögernd auf, meine Wangen fühlten sich plötzlich so heiss an und mein Mund so als ob ich 2 Wochen durch die Wüste ohne Wasser gelaufen wäre. Ich setzte mich auf diesen Stuhl und blickte vor mir in die Augen meiner Schulkameradinnen. Natürlich grinsten sie. Ich hatte nichts anderes erwartet.
Der Dorfpfarrer holte tief Luft und begann mit seiner Anleitung die an mich gerichtet war. "Tanja, du bist jetzt eine sterbende alte Frau. Meine Schäfchen, ich zeige euch jetzt wie der letzte Atemzug geht. Tanja, atme mal tief ein und halte die Luft an und schliesse dabei die Augen." Ich war total überfordert. Ich sollte jetzt eine sterbende alte Frau spielen? In meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken nur so. Dabei vergass ich zu atmen. Es fühlte sich wirklich wie ein sterben an.
Nun, ich tat was mir befohlen war, atmete einmal tief ein, hielt die Luft an und schloss die Augen. Neben mir hörte ich die Stimme des Dorfpfarrers sagen:» Seht ihr, meine Kinder, so sterben wir im Alter. Die Seele geht danach zu unserem Schöpfer zurück ins Paradies und wenn ihr nicht artig genug wart, kommt ihr ins Fegefeuer. Seid also alle brav, geht in die Kirchen, geht regelmässig beichten und betet jeden Abend das Vater unser vor dem Zubettgehen. Dann kommt ihr in den Himmel. Amen." Plötzlich wurde mir schwindlig und ich kippte seitwärts vom Stuhl auf den Boden.
Als ich meine Augen wieder Aufschlug sah ich in ein paar besorgte Gesichter die sich über mich beugten."Sie kommt wieder zu sich, Herr Pfarrer."
"Und ich dachte schon, ich sei im Paradies" sagte ich etwas benommen. Was gar nicht möglich war bei so vielen Sünden die ich täglich beging. Der Dorfpfarrer beendete seinen Unterricht und zurück blieb eine etwas verstörte 2.Primarklasse mit Todesängsten. Die Lehrer danach hatten leichte Schwierigkeiten die Schulklasse für ihren Unterricht zu begeistern. Dieses Erlebnis des Todes sitzte noch allen tief in den Knochen. Die Angst, nach dem Tod ins Fegefeuer zu kommen, beherrschte alle 8-jährigen.
Ausser mir.
Ich glaubte trotzdem immer noch an die Schuhschachtel.
Ich litt an einer etwas verspäteten Trotzphase die bis anhin noch niemanden aufgefallen war.
In meiner Freizeit besuchte ich oft sonntags nach dem Gottesdienst den Dorffriedhof. Da lag mein Freund Ivo begraben. Er verstarb mit 6 Jahren. Er wurde von einem Traktor überfahren als er über die Strasse rannte, um den Schulbus noch zu erreichen. Mit 6 Jahren war sein Leben hier in dieser Schuhschachtel vorbei.
Er wusste bereits wie es ausserhalb dieser Schuhschachtel aussah. Ich noch nicht.
Oft erzählte ich ihm aus meinem Schulalltag, was mich bedrückte oder was mir Freude bereitete. Seit er in diesem Sarg 2 Meter tief in der Erde begraben lag, wurde ich vom Gefühl begleitet, dass ich ihn nicht verloren hatte. Er lebte in mir weiter. Ich verspürte eine solche Wärme und Liebe in mir die uns immer noch verband. Ich konnte einfach nicht traurig sein. Ich weinte nie über seinen Verlust auch nicht, dass er nicht mehr bei mir war. Ich spürte einzig diese seelische Verbindung.
In dieser Zeit gab es zudem kein Trauerkaffee, wo ich mich hätte austauschen können. Wäre ja auch schwierig gewesen mich auszutauschen über eine Trauer die ich nicht spürte mit 6 Jahren. Hätte man einen psychiatrischen Test mit mir durchgeführt dann hätte man mit Sicherheit ein Trauertrauma festgestellt und meinen Eltern zu einer psychiatrischen Behandlung mit einem Antidepressiva wie Citalopram geraten. Ich hatte Glück. Meine nicht aufkommende Trauerphase fiel niemandem auf.
Ich träumte oft und viel als Kind. Die Erwachsenen empfand ich immer als suspekt und waren mir irgendwie immer fremd. Ich liebte es als Kind in meinem Zimmer Musik zu hören und zu tanzen. Ich träumte davon eines Tages auf einer Bühne zu stehen und berühmt zu sein. Einmal träumte ich eine berühmte Rock`n`Roll Tänzerin zu sein, einmal davon ein Star als Skirennfahrerin und einmal davon, eine berühmte Schauspielerin zu sein. Hollywood musste es nicht unbedingt sein. Es reichte mir schon aus im deutschsprachigen Raum Bekanntheit zu erlangen. Ich träumte davon, wie ich die Zeitung aufschlug und darin ein Foto von mir abgebildet war und wie über meine Erfolge geschrieben wurde. Ich strebte nach Anerkennung und wollte unbedingt jemand sein in dieser Welt. Das Problem war, dass ich keinen Plan hatte wie ich dieses Ziel am besten erreichen konnte. Also startete ich ganz pragmatisch mit einer….ja genau…einer einfachen Berufslehre. Sie dauerte 3 Jahre. Im Krankenhaus. Ich wurde «Schwester» genannt. Ich liess mich zur Krankenschwester ausbilden. Ich muss zugeben, als ich mich für diesen Beruf entschieden habe, ging voraus, dass es, trotz Schuhschachtel, einmal eine Zeit gab, wo ich Nonne werde wollte. Ich hatte zwar keine genauen Vorstellungen darüber, in welches Kloster ich denn gerne einziehen wollte aber irgendwie gefiel mir diese Vorstellung. Für eine kurze Zeitspanne, bis ich mit 15 Jahren meiner grossen Liebe begegnete. Mit ihm wollte ich dann gleich eine Fussballmannschaft gründen bestehend aus unseren Kindern die wir fortlaufend produzieren würden. Da war natürlich die Rolle als Nonne eher ungeeignet. Ich hatte auch nicht die Hoffnung, dass ich all diese Kinder jungfräulich empfangen konnte. Also wurde aus der Nonne nichts. Stattdessen wusch ich unrasierte Beine, verband irgendwelche Bauchwunden, legte venöse Leitungen, mass Blutdruck, führte Arztvisiten durch, pflegte mit 18 Jahren krebskranke Menschen, leerte Urinflaschen, richtete Tote her, reinigte irgendwelche Zahnprothesen und verabreichte Medikamente. Versuchte verwirrte Patienten davon abzubringen nachts die Station zu verlassen, in dem ich ihnen ihre Schuhe versteckte oder sie an irgendwelche Bettgitter fesselte. Damals war es noch nicht gegeben, dass man uns mit einer Antifolterkommission drohte. Die war da irgendwie noch nicht so interessiert an unserer Arbeit.
Und wenn dann doch jemand mal starb, ja dann, dann wurde es ernst.
Der Tod war nie willkommen.
Niemand wollte sich mit ihm anfreunden.
Er bedeutete immer eine Niederlage für das Team und die Ärzte. Tote gab es nur im Fernseher, in Krimis, bei XY ungelöst oder im Pflegeheim. Aber nicht auf einer chirurgischen Station. Und wenn es mal einen Toten gab wurde danach stundenweise in der Stationsküche Zigaretten geraucht und darüber philosophiert was wir falsch gemacht hatten. Der Tod wurde nie bejubelt wenn er kam. Er war nicht willkommen. Bei niemandem. Es lief mir immer kalt den Rücken hinunter, wenn ich das weisse Leichentuch über die Leiche legte und das Bett mit der Leiche in die Pathologie schob. Unterwegs gab es viele Schwellen. Ja, Türschwellen. Wenn du da drüber fährst mit einem Spitalbett dann hebt sich das weisse Leintuch nach oben und wieder nach unten. «Es bewegt sich darunter», denkst du dann. Glaub mir, das fatalste was dir dann passieren kann, ist, wenn man den Weg zur Pathologie nicht kennt und eine falsche Kurve nimmt und im Röntgen landet. Zurück gibt es dann noch mehr Schwellen die zu überwinden sind. Und die ganze Fahrt mit der Leiche dauert noch länger. Das Schlimmste jedoch ist, wenn du zwischendurch Gedanken von Zweifel hast, dass vielleicht dieser Mensch da unter diesem Leintuch doch noch nicht tot ist und du ihn jetzt trotzdem in die Pathologie schiebst. Oder was ist, wenn ich die falsche Zahnprothese eingelegt habe?
Nicht auszudenken.
EIN BAUM DER SEINE FEDERN VERLIERT
EINE PHILOSOPHISCH-SPIRITUELLE BETRACHTUNG AUF DAS STERBEN UND DEN TOD
Tanja Eberle beschäftigt sich seit sie denken kann mit dem Lebensthema Sterben und Tod. Im Kindergarten kam sie erstmals in Berührung mit dem Tod, als ihr damals gleichaltriger Freund Ivo mit sechs Jahren tödlich verunglückte.
Dieses Schlüsselerlebnis prägte sie als Kind und über die nächsten Jahre hinweg.
Sie wählte mit 17 Jahren den Beruf der Pflegefachfrau und tauchte so intensiv wie es nur ging in ihr Lebensthema ein. Sie hat in 31 Jahren Berufserfahrung viele sterbende Menschen in den Tod begleitet. Ihr Seelentauchen mit Sterbenden und deren Angehörigen gestaltet sie sehr würdevoll.
Tanja Eberle ist mit ihrem jüngeren Bruder im Kanton St. Gallen in der Schweiz, im Dorf Mels, aufgewachsen. Mit 17 Jahren zog sie aus dem Elternhaus aus und suchte immer wieder in ihrem Leben nach dem Sinn. Sie war oft auf Reisen und lebte lange Zeit in Nemessándorháza, einem kleinen Dorf in Ungarn. Sprachen lernen und andere Kulturen kennenlernen faszinierte sie. Das brachte sie auch beruflich für 1,5 Jahre nach Tansania. Der Gedanke an das eigene Sterben hat sie dabei immer weiter in die Tiefe ihrer eigenen Seele tauchen und darin forschen lassen. Sie hat gelernt ihren Ängsten zu begegnen und genau das zu tun, wovor sie Angst hat.
Neben dem Begleiten von Sterbenden, deren Angehörigen und dem Fachpersonal Pflege, befasst sie sich intensiv mit Rhetorik, Spiritualität und Philosophie.
Der Schwerpunkt von Tanja Eberle liegt in der philosophisch-spirituellen Begleitung von Menschen, die mit dem Thema Sterben und Tod in Berührung kommen. Dabei spielt es für sie keine Rolle, in welcher Lebenssituation sich der Mensch befindet. Ein Sterbedialog kann für sterbende Menschen und deren Angehörige genau so berei- chernd sein wie für sie selbst oder auch für Menschen, die gesund mitten im Leben stehen.
Durch Selbsterkenntnis lernt Tanja Eberle immer wieder dazu. Sie ist davon überzeugt, dass die Selbsterkenntnis das Tor zur Weisheit ist. Sich selber ehrlich zu beobachten und zu reflektieren ist eine hohe Kunst des Menschseins und eine der schwierigsten Lebensaufgaben. Dieses Buch dokumentiert ihre Gespräche mit sich selbst. Es beschreibt den Weg, wie sie in Selbstgesprächen begann, ihre Art des Denkens zu verändern. Deshalb benutzt sie in diesem Buch die Du-Form. Ihr Weg der Erkenntnis ist nicht als abgeschlossener Prozess zu betrachten.
Nachdem ich mich nun seit 6 Jahren intensiv mit der Frage: WER BIN ICH? auseinandergesetzt habe, bin ich bei der Frage angekommen: WAS BIN ICH?