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Lass mir bitte meinen Schmerz! Er gehört mir. Ich brauche den Schmerz, weil er mich spüren lässt, dass etwas Unveränderbares in meinem Leben passiert ist. Er zeigt mir die Verbundenheit mit einem geliebten Menschen.

 

Lass mir bitte meinen Schmerz! Er raubt mir den Schlaf und isoliert mich von dieser Welt. Ich will ihn aushalten. Tief in mir erleben. Ich will keine Tabletten und keinen Alkohol. Ich will mich nicht ablenken lassen. Meine Gefühle wahrnehmen. Den Schmerz zulassen. Der Trauer ihren Freiraum geben. Ich will mich dem Unabänderlichen stellen.

 

Lass mir bitte meinen Schmerz, er ist ein unangekündigter Gast auf der Durchreise. Ich will ihn aushalten bis er wieder abreist.

 

Lass mir bitte meine Trauer! Sie weiss genau was ich in dieser stillen Zeit brauche – die Stille, die Trauer, die Liebe, die Verbundenheit, die Dankbarkeit, die Einsamkeit.

 

Lass mir bitte meine Erinnerungen! Urteile nicht darüber wie ich über die vergangene Zeit denke. Ich habe meine eigenen Bilder und Erfahrungen von dem, was war. Ich interpretiere sie auf meine eigene Weise.

 

Lass mir bitte meine Erinnerungen! Ich kann sie jederzeit in meinen Gedanken besuchen. Ich gehe zwischen ihnen spazieren.

 

Lass mir bitte meine Freiheit, mein eigenes Tempo zu finden. Ich werde selbst spüren, wie lange ich Arm in Arm mit der Trauer unterwegs sein will. Ich werde herausfinden, wann es Zeit ist, die Vorhänge aufzuziehen und die Sonne wieder hereinzulassen.

 

Autorin Tanja Eberle

01.12.24

 

Inspiriert aus 77 mal Trost

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